Sie sind hier: Startseite » Ueber uns » Presse

Mit Rotzunge in Azubi-Olymp

„Die beiden ham’s drauf!“ – Hotelier und Gastronom Hans-Hermann Wöbken hat die Leistung und die Berufseinstellung von Saskia Haschke (23, links) und Sabrina Witte (19) begeistert. BILD: MARKUS HIBBELER

NWZ 22.07.2005 - Mit Rotzunge in Azubi-Olymp

AUSBILDUNG Erfolg für 19-Jährige: Sabrina Witte erkocht sich Doppel-Eins

Die Jungköchin aus Neuscharrel hat den besten Abschluss. Sie wird vom Gesellschaftshaus Wöbken übernommen.

Von Karsten Röhr

NEUSCHARREL/OLDENBURG - Das erste Lehrjahr zur Köchin war hart, Sabrina Witte hat das nicht vergessen: „Da wird viel von einem gefordert, in Stoßzeiten herrscht ein rustikaler Ton in der Küche, dazu die Arbeit an den Wochenenden.“ Aber die 19-Jährige hat sich durchgebissen, und sie würde die gleiche Ausbildung sofort wieder machen. Nicht nur, weil sie grade in der Abschlussprüfung die seltene Doppel-Eins in Theorie und Praxis geschafft hat. „Ich hab’ immer schon gerne gekocht und gegessen“, sagt die gebürtige Neuscharrelerin. „Es ist der Reiz, immer was Neues zu lernen, und etwas zu machen, das Gästen schmeckt.“

Die zehnte Klasse in der Hauptschule Friesoythe schloss sie mit 2,6 ab, was für den Realschulabschluss reichte. Von da fand sie den Weg zu Wöbken – wie die 23-jährige Saskia Haschke aus Oldenburg, die bei der IHK mit einer Abschluss-Eins und einer -Zwei den Doppelerfolg des Gesellschaftshauses in diesem Jahr perfekt machte.

Was den Prüfern das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ? Vor allem Sabrinas Rotzunge-Schaumbrot – ein Mousse aus Creme Fraiche, Sahne, Rotzunge-Fischfond, mit Gelatine gebunden und mit Safran eingefärbt. Saskia erfreute die Prüfer mit einer prächtigen Roulade von der Rotzunge: ausgelöstes Filet, auf Speck gelegt, mit Blattspinat aufgerollt, angegart und angebraten – „mit einer Dijon-Senfcreme ergab das auch einen hübschen Querschnitt“, sagt Saskia, die privat vor allem Pellkartoffeln mit Quark liebt, aber auch andere gute Hausmannskost.

Für ihren Erfolg sind sie Küchenchef Michael Wiemken und Küchenmeister Hans Gunia, der ihnen auch bei der Prüfung assistierte, dankbar. Sabrina sagt: „Wir wollen das richtig, aber unser Ausbilder steht auch voll dahinter und bringt uns total viel bei.“

Für Hans–Hermann Wöbken, der jedes Jahr drei neue Hotelfachkräfte und drei neue Koch-Azubis aufnimmt, steht fest: Diese beiden Köchinnen können bleiben. Er sagt: „Wenn man gute Leute hat, soll man die auch übernehmen, und die sind gut – das sind zwei Supertypen, mit denen alle zufrieden sind. Die machen das gerne, und die ham’s drauf!“ Außer dem Talent sei auch die Einstellung da. Einerseits guckten sie nicht auf die Viertelstunde, andererseits bemühe er sich immer, Wünsche nach freien Tagen zu erfüllen.

Wenn die Zeit bei Wöbken doch irgendwann zu Ende geht, will Sabrina „auf ein großes Schiff, die Aida, auch wegen der Atmosphäre und der Länder“. Saskia wird ihre Messer und Pfannen packen und Richtung Südfrankreich oder Italien aufbrechen: „Die Provence und die Toskana würde ich liebend gern kennenlernen – von der Küche aus.“