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Wo Benny Quick auf Chris Barber trifft

Die erste Adresse für Feierlichkeiten jeder Art: Am Hundsmühler Huntestrand liegt das Gesellschaftshaus Wöbken. Im Laufe der Jahrzehnte hat es sein Gesicht verändert. BILD: ARCHIV

NWZ 07.10.2006 - Wo Benny Quick auf Chris Barber trifft

Heute wird das große Jubiläum gefeiert. Auf die Gaststätte wurden vor Jahren schon Gedichte geschrieben.

Voln Klaus Fricke

OLDENBURG - Was wäre Oldenburg ohne seine Dramaturgen? Zumindest lyrisch ärmer. Carl Werckshagen, von 1927 bis 1929 am Staatstheater beschäftigt, schrieb Jahre später diese bewegende Zeile: „In einem Gasthof pflegt’ ich einzukehren, er lag verträumt im Oldenburger Land – die Wirtin muss ich heute noch verehren, ich hab’ sie nur Mutter Wöbken genannt.“

Der gute Werckshagen war nicht der einzige, der Sophie Mathilde Gerhardine Wöbken als „Mutter“ titulierte. Der „Hundsmühler Krug“ war schließlich Anfang des 20. Jahrhunderts ein beliebter Hof mit angeschlossener Gastwirtschaft, bürgernah und ortsverbunden. Und Mutter Wöbken wusste sich mit ihrer Art der Gästeführung in guter Tradition: Zusammen mit ihrem Mann Hermann Oltmann Wöbken führte sie den Gasthof in zweiter Generation.

Eine Geschichte, die bis in die Gegenwart im Grunde unverändert geblieben ist. Heute wird das „Hotel und Gesellschaftshaus Wöbken“ imposante 150 Jahre alt, und immer noch steht ein Nachfahr des Betriebsgründers Heinrich Oltmann Wöbken an der Spitze. Was auch so bleibt: Hans Hermann Wöbken (65 Jahre alt) übergibt die Regie des „Hundsmühler Krug“ im Rahmen einer kleinen Jubiläumsfeier an seinen Sohn Harald (fast 37) und dessen Frau Melanie.

Harald Wöbken übernimmt ein Unternehmen, das in Oldenburg und Umgebung bekannt ist wie ein bunter Hund. Dafür hat ganz wesentlich sein Vater gesorgt. Der Neu-Pensionär nahm 1969 den Krug in die Hand, hatte aber vorher schon dafür gesorgt, dass das Ausflugs- und Nachbarschaftslokal zum gesellschaftlichen Treffpunkt geworden war. Gastspiele von Sängern wie Billy Mo, Benny Quick, Manuela oder Drafi Deutscher sorgten für Aufregung, später lösten (nachdem Schlager nicht mehr so angesagt waren) die bis heute berühmten Single-Tanztees den nötigen Rummel aus.

„Man muss eben immer was Neues machen“, findet Hans Hermann Wöbken, was er in der Vergangenheit auch oft bewies: Jazzkonzerte mit Größen wie Chris Barber oder Kenny Ball waren an der Tagesordnung, ebenso diverse Um- und Ausbauten (Küche, Restaurant, Pavillon, Hotel und mehr; alles zwischen 1972 und 1994).

Investitionen und Initiativen, die die Städter an den Stadtrand zogen, sei es in großer Gesellschaft oder als Spaziergänger den Huntedeich entlang. Früher, vor 150 Jahren, hätte man den „Hundsmühler Krug“ dagegen nicht unbedingt als Erholungsziel gewählt. Damals war die Gastwirtschaft dem Bauernhaus von Heinrich Oltmann Wöbken angeschlossen; hier kehrten die Tagelöhner ein, die beim Bau des Hunte-Ems-Kanals gleich nebenan eingesetzt waren. „Schnaps gehört zur täglichen Nahrung, Schnaps ist ein Energiespender“, hieß es damals.

Raue Zeiten im Schatten der einstigen Zugbrücke über die Hunte, die heute sich keiner mehr vorstellen kann, der im lauschigen Garten des Hundsmühler Krugs sitzt. „Auch wenn wir hier an der Stadtgrenze sind, ich habe mich immer als Oldenburger gefühlt“, meint der neue Seniorchef Wöbken. Geändert, das weiß auch der Junior, wird daran nichts.